
REFERENTEN & KURSE 2023

Kurs 1
Widerstandskraft und Schicksalsergebenheit
Übungen zur Erkundung des Eigenwillens im Verhältnis zum Weltenwillen
Laut- und Toneurythmie
Eda Rechsteiner
Wir lernen unterschiedliche Bewegungsphänomene kennen: Führen, Folgen, Begleiten, Spiegeln, Nachahmen, Ergänzen … und versuchen dabei unsere Willenstätigkeit wahrzunehmen. Wie fühlt es sich an, wenn ich mich aus einem inneren Impuls heraus bewege oder wenn ich mich von etwas Äusserem in Bewegung bringen lasse? Je nachdem wie sich mein eigener Wille zum Willen der Welt verhält, gestaltet sich mein Leben bis ins Schicksalshafte hinein. Dichterische und musikalische Werke verschiedenster Stilepochen begleiten unsere Arbeit und geben die Möglichkeit, verschiedenen «Willensarten» zu begegnen und die Wandlungsfähigkeit des Willens zu erleben.
Klavierbegleitung: Christina Reburg
Eda Rechsteiner, Eurythmistin in freier künstlerischer Tätigkeit im In- und Ausland – und in der Erwachsenenbildung. Musiklehrerin an der Regionalen Musikschule Laufental Thierstein.

Kurs 2
Die Schöpferkraft der Antipathie
Wahrnehmungsübungen im Spielraum von Sprache und Körper
Guido Beirens
Im Leben begleiten uns zwei starke, sehr treue «ziemlich beste Freunde»: unsere Sprache und unser Körper. Die beiden kennen sich untereinander besser als wir denken. Aber sie brauchen unsere «freundliche» Aufmerksamkeit, damit sie für uns ein richtig gutes Helfergespann sein können. Sie lehren uns dann das unbefangene «Hören-auf-uns-selbst». Sie bringen uns auch bei, wie wir produktiv mit äusserem und innerem Stress umgehen können.
Spannend wird es, wenn ihr mächtiger Mitspieler zu viel Platz einnimmt: der Überlebensstratege, die Überlebensstrategin. Dem seelischen und körperlichen Überlebensstress begegnet unser Freundesgespann gerne mit seiner besten Waffe: der schöpferischen Antipathie! Ziel des Kurses ist es, die Antipathie von ihrer liebenswürdigen, schöpferischen Seite gemeinsam besser kennen zu lernen – dies mithilfe von improvisatorischen Elementen der griechischen Gymnastik, der Laute und Rhythmen der Sprache, der antipathischen und sympathischen Sprachgebärden und der platonischen Körper.
Der Kurs ist explizit auf jung und alt abgestimmt und eignet sich auch für Menschen, die Schritte tun wollen im Gestaltenlernen ihrer individuellen Sprachkräfte.
Guido Beirens, geboren in Oostende (Belgien). Dipl. Sprachgestalter und Schauspieler. Sein bevorzugtes Forschungsgebiet ist die Beziehung zwischen Körper, Sprache und Rhythmus. Seit 1988 arbeitet er in diesem Bereich künstlerisch, pädagogisch und therapeutisch. Mit Leidenschaft setzt er moderne Dichter in Szene. Von 2001 bis 2020 führte er in Berlin als Kunsttherapeut im Bereich Schauspiel und Sprache eine Praxis mit einem eigenen familientherapeutischen Ansatz. Seit 2020 wohnt er in Winterthur.

Kurs 3 & Vortrag Samstag
Die Sprache der Empfindungen und ihre Bedeutung für Psychotherapie und Schulungsweg
Ateş Baydur
In der gegenwärtigen Zeit stehen wir vor existentiellen Herausforderungen, die eine gesunde Entwicklung und Lebensführung erschweren. Zugleich wird uns heute ein neues Erfahrungsfeld möglich, das zur Gesundung und Weiterentwicklung führt. Wie diese neu zu entdeckende Fähigkeit im Zusammenhang mit dem von Rudolf Steiner formulierten «Lebenssinn» steht und welche Bedeutung dieser für Psychotherapie und Schulungsweg haben kann, darum wird es in diesem Vortrag gehen.
Ateş Baydur wurde 1971 in Wolfenbüttel/Niedersachen geboren. Er studierte Anthroposophie, Philosophie und Waldorfpädagogik im mit Freunden gegründeten Freien Studienprojekt bei Dr. Heinz Zimmermann am Goetheanum. Früh begann seine Beschäftigung mit dem anthroposophischen Schulungsweg. Besonders bewegte ihn die Frage, wie die meditative Praxis für die Bewältigung des Alltags wirksam werden kann. Nach 18-jähriger Tätigkeit als Waldorflehrer ist er seit einigen Jahren mit dem körperorientierten Traumatherapieverfahren «Somatic-Experiencing» in einer Privatklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik tätig und arbeitet als Heilpraktiker für Psychotherapie in seiner Praxis im Südschwarzwald.
Herausgeber von: «Die Nebenübungen. Sechs Schritte zur Selbsterziehung» von Rudolf Steiner im Rudolf Steiner Verlag und der im Verlag am Goetheanum erschienenen Werke des Philosophen Wilfried Jaensch, u.a. «Selbstgespräch mit der schwarzen Madonna», «Die Schule der Magie».

Kurs 8
Sokrates’ Hebammenkunst als
Vorwegnahme der Anthroposophie
Ein Urbild für die Begegnung im
Lichte des Ich
Dr. Salvatore Lavecchia
Überschattet von den häufig unentwirrbaren, nicht immer fruchtbaren Diskussionen zur Unterscheidung von PlatonikerInnen und AristotelikerInnen bleibt der bescheidene Meister Sokrates in anthroposophischen Kontexten meistens ein Geheimnis – das eigentlich an sich vollkommen offenbar sein möchte! Ausgehend von der einzigen Quelle, in der Sokrates für die eigene Tätigkeit das Bild der Hebammenkunst entwickelt (Platon, «Theaitetos», 149a-151d3), werden wir gemeinsam versuchen, eine Gegenwart des Sokrates zu entdecken, die als ausserordentlich schöpferischer, heute wie noch nie entscheidender Impuls wirken kann: Als Impuls zum Gespräch in der Wärme und im Lichte des Ich, nicht nur unter Menschen, sondern auch in der forschenden Begegnung mit allen Phänomenen und in der Übung einer authentisch kreativen Tätigkeit.
Dr. Salvatore Lavecchia (1971) ist Professor für Philosophie und Dozent innerhalb des Masters «Meditazione e Neuroscienze» an der Universität von Udine sowie Mitwirkender am Philosophicum Basel. Er bemüht sich um die Entwicklung einer Philosophie des Ich, die ein fruchtbares Gespräch mit der Spiritualität des Westens und des Ostens anregen kann. Andere Schwerpunkte: das sokratische Gespräch, auch im Hinblick auf die verschiedenen Gebiete der Beratung; die Lichtmetaphysik in Platons Philosophie und im Platonismus; der Sinnesorganismus als Ich-Organismus im Werk Rudolf Steiners.
Neueste Buchveröffentlichung: «Ich als Gespräch. Anthroposophie der Sinne», Freies Geistesleben, Stuttgart 2022.

Kurs 9
Beziehungen – Raum für Stagnation,
Entwicklung, Heilung
Georg Saltzwedel
Die heutige materialistisch ausgerichtete akademische Psychologie ist eine «Seelenlehre ohne Seele». Sie negiert ein selbständig tätiges Seelenwesen. Das Ich, der innerste Kern unseres Wesens, entzieht sich dem äusseren Blick. Im Selbsterleben ist jedoch das menschliche Ich Ausgangspunkt unseres Denkens und Handelns, unser Schöpferseins.
Wollen wir einem anderen Wesen begegnen, so ist unsere innere Initiative gefragt, die Brücke zu dem zu schlagen, was im anderen lebendig ist. Im gemeinsamen Gespräch und Üben will dieser Kurs Qualitäten einer Beziehungsgestaltung herausarbeiten und zum Erleben bringen, die tragend und heilsam in die Zukunft wirken können
Georg Saltzwedel, Fachpsychologe für Psychotherapie. Selbständige Praxistätigkeit in Zürich. Zuvor zwölf Jahre Engagement in verschiedenen Schweizer Kliniken mit Schwerpunkt Sucht und Trauma.

Kurs 4
Wer ist das graue Männchen?
Meditative Märchenbetrachtung
Karsten Massei
Indem man sich eingehend mit Märchen befasst, übt und entwickelt man die Fähigkeit der Imagination. Wir werden ein Märchen der Brüder Grimm in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stellen. Zuhören, Lesen, inneres Vergegenwärtigen, meditatives Erlauschen und gemeinsamer Austausch werden uns mit dem Märchengeheimnissen vertraut machen, die immer auch Menschen- und Erdengeheimnisse sind.
Karsten Massei, 1963 in Berlin geboren, lebt seit 1987 in der Schweiz. Tätig als Autor, Kursleiter und Heilpädagoge. Seminare zur Praxis der übersinnlichen Wahrnehmung, die vor allem dem Erkennen der geistigen Geheimnisse der Naturreiche, der Landschaften und dem Wesen des Menschen gewidmet sind. Publikationen u.a.: Schule der Elementarwesen, Basel 2011; Das Wesen des kosmischen Kindes. Ein Weg zur Stärkung der Individualität, Basel 2020.

Kurs 5
Hochsensibilität / Transformation / spirituelles Erwachen: Neue Formen des inneren Erlebens
Dr. med. Christian Schopper
Im Hinblick auf seelische und geistige Erkraftung gewinnt auch der Blick auf neue Fähigkeiten der Seele eine grosse aktuelle Bedeutung. Immer wieder weist Rudolf Steiner auf die Bedeutung wachsender Fähigkeiten hin. Das Phänomen der Hochsensibilität, zunehmendes transformatorisches Erleben und das spirituelle Erwachen vieler Menschen unabhängig vom inneren Schulungsweg sind wichtige Phänomene, über die wir uns in der Arbeitsgruppe in Selbsterfahrung, Gespräch, Impulsreferaten und praktischen Übungen austauschen möchten.
Christian Schopper, geboren 1959, ist Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und anthroposophische Medizin. Durch seine langjährige Arbeit in Lehre und Forschung und eine ausgedehnte Publikations-, Kurs- und Vortragstätigkeit ist er ein international anerkannter Experte. Nach vielen Jahren in der Leitung verschiedener Kliniken führt er in Zürich eine Privatpraxis mit den Schwerpunkten Psychotraumatologie, Schmerz, integrative Psychosomatik und anthroposophische Medizin.
Autor von: Trauma überwinden. Ein Handbuch für Therapeuten und Betroffene, Stuttgart 2019.

Kurs 6
Formen bewegen – Formen erleben durch lebendiges Formenzeichnen
Formenzeichnen mit Peter Büchi
Mit einfachen Mitteln, ohne Voraussetzungen, bietet das Formenzeichnen viele Ansätze zur Sinnesentwicklung und Sinnespflege. Wir stärken uns durch intensive Eigentätigkeit und wirken an der Entfaltung der eigenen schöpferischen Kräfte. Indem gewordene Formen als lebendige Bewegungen erlebbar werden, wächst im Tun ein feines Formempfinden als Basis für neue Perspektiven in der Weltbegegnung.
Peter Büchi, 40 Jahre Erfahrung als Dorfschullehrer; Erwachsenenbildner, Kursorganisator FPA und Formenzeichner; Dozent für Formenzeichnen am Waldorfseminar in St. Petersburg, in Kiew und in der Kunsttherapeutenausbildung ARTHEA in Genf, Arbeitsgruppenleiter an vielen Tagungen im Goetheanum.

Kurs 10
Buddha und Christus – die Geschichte einer unsterblichen Freundschaft
Thomas G. Meier
Drei Menschen haben ihre Weisheit und Liebe im Gespräch und der Begegnung mit den Mitmenschen entfaltet, und alle drei haben nichts Schriftliches hinterlassen. Es sind dies der Buddha, Sokrates und Christus. Der Buddha hat Meditationen der Selbsterkenntnis entwickelt. Im innerlich erlebten Christentum können die Übungen des Buddha weiterentwickelt werden und zu einer Begegnung mit den sieben helfenden Erzengeln führen, welche die sieben Strahlen des Christus-Logos sind. Sokrates vermittelt Buddhas Weisheit mit der Lebenskraft des Logos. Mit Hilfe der platonischen Körper werden wir den 8-gliedrigen Pfad des Buddha und die Lehren des Christus besprechen, erfahren und meditieren. – In der Aufführung des künstlerischen Abends werden wir dem Ereignis Sokrates begegnen.
Thomas G. Meier, geb. 1956 in London, in der Schweiz aufgewachsen. Theaterpädagoge/Regisseur, Initiator interkultureller Initiativen, Kulturreisen, u.a. nach Indien. Freischaffender Dozent mit Kursen und Vorträgen zur Kunstgeschichte, Philosophie, Meditation u.a.. Der Brückenschlag zwischen der Anthroposophie Rudolf Steiners und der esoterischen Lehre der Wahrheitsforschung von Daskalos sind für Thomas G. Meier ein besonderes Herzensanliegen seiner Arbeit.

Vortrag Freitag
Beziehung – jenseits von Depression und Isolation
Prof. Dr. Dr. Wolf-Ulrich Klünker
Nicht nur der andere Mensch ist fremd – auch das eigene Ich, der eigene Körper können sich entfremden. Ein positives Selbstgefühl ist nicht mehr selbstverständlich. – In Vortrag und Gespräch werden Grundlagen einer Selbsterkenntnis entwickelt, die mit der Welt und der Natur verbindet. In der Gefühlsbildung kann sich das Ich nach aussen öffnen und Isolation wie Depression überwinden. Daraus ergeben sich auch Perspektiven für eine zukunftsfähige Psychologie und Therapie.
Prof. Dr. Dr. Wolf-Ulrich Klünker ist Begründer der Forschungsstelle Delos für Psychologie und Leiter der Turmalin-Stiftung (Menschenkunde und Heilpädagogik). An der Alanus Hochschule in Alfter hat er die Professur für Erkenntnisgrundlagen der Anthroposophie inne. Forschung und Publikationen auf den Gebieten Psychologie, therapeutische Menschenkunde und Geistesgeschichte. Mitautor von: «Psychologie des Ich. Anthroposophie, Psychotherapie», Freies Geistesleben, Stuttgart 2016.
Weitere Informationen: www.delos-forschungsstelle.de
Künstlerischer Abend
«Wer hat Angst vor Sokrates?»
Ein Philosophie-Happening auf der Grundlage von Platons «Apologie des Sokrates»
Michael Buseke (Spiel), Tamar Eskenian und Gotthard Killian (Musik)

Aufführung in der Ermitage Arlesheim (Mai 2022)
Sokrates, der Begründer der abendländischen Philosophie, wurde im Jahre 399 v.u.Z. siebzigjährig von einem Athener Gericht zum Tode verurteilt. Die von Platon verfasste «Apologie des Sokrates» stellt diesen Gerichtsprozess dar. Die Anklage lautet: «Sokrates vergeht sich wider die Gesetze, indem er die Jugend verdirbt und nicht an die vaterländischen Götter glaubt, sondern einem Glauben an eine neue Art von Dämonentum huldigt.» Sokrates widerlegt die Anklage, indem er zunächst die in der Vergangenheit liegenden Grundlagen der Beschuldigung benennt. Er versucht, diese zu widerlegen, indem er uns seinen Lebens- und Erkenntnisweg darstellt. Das zentrale Element darin ist der Delphische Orakelspruch (Delphi ist eine apollinische Weissagungsstätte), dass niemand weiser als Sokrates ist. Sokrates wurde durch diesen Spruch initiiert, ihn zu widerlegen. Denn für weise konnte er sich nicht halten. Sein Wissen bestehe vielmehr darin, zu wissen, dass er nichts wisse. So regt das Orakel Sokrates zum Philosophieren an und es ist im Grunde der delphische Gott, der damit die Philosophie stiftet. Das Schweigen der dämonischen geistigen Stimme, die sich ihm in Lebenssituationen bloss zur Unterlassung von Handlungen bemerkbar zu machen pflegte, deutet er als Wink des Gottes, dass der Tod womöglich nichts Übles, sondern ein Glück sei. Sokrates zeigt uns, was eine horchende Seele und ein lebendiges Denken an der Todesschwelle zu ertragen vermögen.

Kurs 7 & Vortrag am Sonntag
Die «zwei Seelen» und der Kampf
um unser waches Bewusstsein
Dr. Markus Osterrieder
Gegenwärtig erfahren wir eine erbittert geführte polarisierende Auseinandersetzung um «Werte» und «Narrative», in denen wir uns als Menschen wiederfinden sollen. Die Wurzel dieser Auseinandersetzung reicht bis zum berüchtigten Kirchenkonzil von 869/70 («Abschaffung des Geistes») und der Spaltung der Christenheit im frühen Mittelalter zurück. Heute wird sie Teil der sogenannten «kognitiven Kriegsführung», die ein wichtigstes Schlachtfeld in der Prägung des menschlichen Bewusstseins sieht. Dabei wird auf KI, Erkenntnisse der Neurobiologie und der Sozialtechniken zurückgegriffen. Der Vortrag möchte grössere Zusammenhänge darlegen, die helfen können, eine eigene innere «Mitte» zu finden und zu bewahren.
Im Seminar werden die Themen des Vortrags anhand von Beispielen aus Vergangenheit und Gegenwart vertieft und in ihren Konsequenzen und Potenzialen für die Zukunft besprochen. Dabei soll der persönliche Erfahrungsaustausch ein Schwergewicht bilden.
Markus Osterrieder wurde 1961 in München geboren. Er studierte Osteuropäische Geschichte, Slawistik und Politikwissenschaft und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er arbeitet freiberuflich als Historiker, Autor und Vortragender in der Lehrerfortbildung und zu Fragen des Kulturaustauschs und der Kulturvermittlung zwischen Ost und West in vielen Ländern Europas und des Ostens. Publikationen u.a.: «Sonnenkreuz und Lebensbaum. Irland, der Schwarzmeerraum und die Christianisierung der europäischen Mitte», Urachhaus, Stuttgart 1995; «Welt im Umbruch. Nationalitätenfrage, Ordnungspläne und Rudolf Steiners Haltung im Ersten Weltkrieg», Freies Geistesleben, Stuttgart 2014.
